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Bericht veröffentlicht – Bildungshäuser und Bürger*innenbeteiligung in Europa

Wie können Bildungshäuser und ähnliche Einrichtungen der Erwachsenenbildung in Europa ihre Arbeit zu Bürger*innenbeteiligung (= Active Citizenship) ausbauen und eine Ressource für die demokratische Entwicklung sein? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Erasmus+ Projekts PROMOCITI.

Leitungspersonen und pädagogische Mitarbeitende aus 25 Bildungshäusern in fünf verschiedenen Ländern beantworteten Fragen zu ihrem Verständnis des Konzepts des Active Citizenships und beschrieben die Arbeit ihrer Einrichtung in diesem Bereich. Die Antworten wurden analysiert und in dem Bericht "Folk High Schools and Active Citizenship in Europa" zusammengestellt.

Hier geht’s zum Bericht: Folk High Schools and Active Citizenship in Europe (derzeit nur in englischer Sprache verfügbar).

Die Analyse zeigt Herausforderungen in Bezug auf Active Citizenship und die Demokratieförderung auf, die gleichermaßen alle teilnehmenden Bildungshäuser betrifft. Dazu gehören die Haltung gegenüber rechtsextremen und antidemokratischen Bewegungen, die Rolle der Bildungshäuser bei der Arbeit mit Geflüchteten und Migrant*innen, der Umgang mit Verschwörungserzählungen und eine voranschreitende Kluft im Rahmen der Digitalisierung.

Viele der Befragten verweisen auch mit Hinblick auf die Folgen der Pandemie auf eine geringere Bereitschaft der Bevölkerung, sich für gesellschaftliche Fragestellungen zu engagieren. In mehreren Ländern ist es zudem nicht selbstverständlich, dass externe Stakeholder und geldgebende Institutionen Active Citizenship und Engagementförderung als eine zentrale Aufgabe für Bildungshäuser ansehen. Infolgedessen ist ein Großteil der Aktivitäten von Projektfinanzierungen abhängig, was häufig zu großer Unbeständigkeit führt. 

Um die genannten Schwierigkeiten zu überwinden, wurden zehn erfolgreiche Ansätze formuliert:

1. Die Bedürfnisse der Bürger*innen werden erkannt und bedient

2. Das Bildungshaus identifiziert den eigenen Tätigkeitsbereich und engagiert sich in passenden Netzwerken

3. Das Bildungshaus wird als ein Ort der Begegnung gestaltet

4. Das Bildungshaus positioniert sich als sichtbarer Motivator und Vermittler für Active Citizenship 

5. Das komplette Team des Bildungshauses fördert die Bestrebungen rund um Active Citizenship

6. Das Thema Active Citizenship soll in alle Aktivitäten des Bildungshauses einfließen

7. Die Besucher*innen werden mit dem notwendigen Wissen und Fähigkeiten rund um Active Citizenship ausgestattet

8. Das Bildungshaus positioniert sich als guter Zuhörer und kreativer Kursanbieter 

9. Das Bildungshaus entwirft Leitlinien, die Active Citizenship aktiv in den Alltag einbindet und als Ziel festlegt

10. Das Bildungshaus und seine Verbände betreiben Lobbyarbeit für Erwachsenenbildung und Active Citizenship 


Die 25 Porträts in diesem Bericht zeigen auf, was Active Citizenship in den jeweiligen regionalen oder inhaltlichen Kontexten für die Häuser bedeutet. Es gibt zudem eine Fülle von konkreten Beispielen, wie Bildungshäuser arbeiten, um das Engagement der Teilnehmer*innen zu ermöglichen und wie sie Teil der demokratischen Infrastruktur in ihren lokalen Wirkungskreisen wurden.  

Gemeinsam mit einer transnationalen Gruppe von Pädagog*innen werden die gewonnenen Erkenntnisse des Berichts nun als Grundlage für einen Lehrplan zur Arbeit mit Active Citizenship an Bildungshäuser verwendet.

  

ÜBER ACTIVE CITIZENSHIP UND PROMOCITI

Das Konzept des Active Citizenships kann unterschiedlich verstanden werden und umfasst Werte, Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Eine Möglichkeit, das Konzept zu erfassen, ist die Betonung demokratischer Werte und Menschenrechte. Es wird die Einbeziehung und Beteiligung der Bürger*innen auf lokaler, regionaler, nationaler, europäischer oder globaler Ebene gefördert. Es geht um die Beziehung zwischen Einzelpersonen und ihren Gemeinschaften und um die Notwendigkeit, dass Bürger*innen in der Lage sein müssen, verantwortungsvoll zu handeln und gemeinsam Probleme zu lösen, sei es die Aufrechterhaltung der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr oder Themen wie Fremdenfeindlichkeit oder Klimawandel. All dies geschieht täglich in Bildungshäusern und ländlichen Bildungszentren. PROMOCITI soll die systematische Erfassung, Professionalisierung und Weiterentwicklung von Bildungshäusern und Teilnehmer*innen in den fünf Programm-Ländern ermöglichen.

Die Partnerorganisationen, die an PROMOCITI arbeiten, sind der Verband für Erwachsenenbildung Federació d'Associacions Culturals i Educatives de Persones Adultes (FACEPA) aus Barcelona (Spanien), die Heimvolkshochschule Färnebo Folkhögskola aus Österfärnebo (Schweden), die SPES Zukunftsakademie aus Schlierbach (Österreich) und die drei Verbände der Bildungshäuser aus Österreich, Polen und Deutschland, Arbeitsgemeinschaft Bildungshäuser Österreich, Ogólnopolska Sieć Uniwersytetów Ludowych und Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum.

 

Weitere Infos:

Infoseite der ARGE BHÖ zu PROMOCITI

Facebookseite von PROMOCITI