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Erasmus+ Mobilität nach Berlin: Gelebte Demokratie & Nachhaltigkeit

24.06.2025

Von 22. bis 25. April 2025 begaben sich sechs Mitarbeitende aus österreichischen Bildungshäusern zusammen mit einer Gruppe des LFI Steiermark im Rahmen eines Erasmus+ Job-Shadowings nach Berlin, um neue Impulse für die demokratiepolitische Bildungsarbeit und nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum zu gewinnen. Gastgeber war der Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum (VBLR), mit dem die ARGE BHÖ eine enge Partnerschaft verbindet.

Back to the roots: Der Grundtvig'sche Geist der Bildungshäuser

Einen besonderen Schwerpunkt der Reise bildete die Auseinandersetzung mit dem Bildungskonzept der Heimvolkshochschulen (HVHS), das auf den dänischen Theologen und Aufklärer N. F. S. Grundtvig zurückgeht. Bereits der Auftakt machte deutlich, wie eng Demokratie, Bildung und regionale Entwicklung verwoben sein können: Peter Buhrmann, Geschäftsführer des VBLR, stellte die Geschichte und Wirkweise der Heimvolkshochschulen (HVHS) und des VBLR vor. Grundtvig‘s Bildungsverständnis „Leben und Lernen unter einem Dach“ wirkt bis heute nach und ist Grundlage für die Mitglieder von ARGE BHÖ und VBLR.
Dieser Vortrag half den Teilnehmenden, sich wieder auf den Geist des Ursprungs zu besinnen und zu erkennen, wie wichtig es ist, durch die Arbeit der Bildungshäuser zur Bewahrung jener demokratischen Errungenschaften beizutragen, die in der europäischen Geschichte hart erkämpft wurden. Als Konsequenz daraus nahm sich die ARGE BHÖ vor, diesen Fokus wieder verstärkt in ihre strategische Ausrichtung aufzunehmen.
Um diesen Impuls zu festigen, wurden Bücher zum Leben und Wirken Grundtvigs bestellt – an deren Entstehung auch Peter Buhrmann mitgewirkt hat. Jedes Mitgliedshaus der ARGE wird ein Exemplar erhalten.


Austausch mit dem deutschen Bauernverband


Ein weiterer wertvoller Impuls kam von Andrea Winterberg, Referentin für Bildungsarbeit, Bildungspolitik und Nachwuchswerbung beim Deutschen Bauernverband sowie für berufliche Bildung im Verband der Deutschen Landwirtschaftskammern. In ihrem Vortrag skizzierte sie aktuelle Herausforderungen der landwirtschaftlichen Politik im Kontext von Ernährung, Klimawandel, Tierwohl und dem Imagewandel der Landwirtschaft. Besonders eindrücklich war ihr Appell, zur Sicherung der Landwirtschaft als gesellschaftspolitische Aufgabe.


Bildungshaus Seddiner See: Demokratie sichtbar machen


Ein spannender Programmpunkt war auch der Besuch der Heimvolkshochschule Seddiner See, einem Mitglied des VBLR. Die Einrichtung mitten im ländlichen Brandenburg ist ein Bildungseinrichtung mit Schwerpunkt auf politischer, sozialer und beruflicher Weiterbildung. In Gesprächen mit Franziska Ullrich, stellvertretende Leitung, wurden nicht nur Inhalte und Programme vorgestellt, sondern auch konkrete Herausforderungen thematisiert – etwa die politische Polarisierung im Umfeld oder der Anspruch, auch bildungsferne Gruppen zu erreichen. Die Verbindung von lokaler Identität mit europäischem Denken war für viele Teilnehmende besonders inspirierend.


Innovationen für ländliche Räume: Besuch der Andreas Hermes Akademie


Ein weiteres Highlight war der Besuch der Andreas Hermes Akademie (AHA), einer führenden Einrichtung für Bildungs- und Veränderungsprozesse im ländlichen Raum und ebenfalls Mitglied des VBLR. Die Präsentation durch Mareike Meyn, Franziska Holze und Louis Schlag zeigte: Ländliche Räume sind lebendig, vielfältig – und voller Innovationskraft. Projekte wie „Abgehängt? Eingeholt!“ setzen auf die Stärkung demokratischer Haltungen bei jungen Menschen auf dem Land und tragen zur Prävention von Extremismus bei.
Die AHA verknüpft strategisch relevante Themen wie Demografie, Digitalisierung, Mobilität und Daseinsvorsorge mit Bildungsarbeit. Besonders beeindruckend war der „LandAussichten“-Podcast, der gesellschaftspolitische Debatten für und aus ländlichen Regionen sichtbar macht – ein niedrigschwelliger Ansatz für Bildung und Teilhabe.
Die Akdamie zeigte auch auf eindrucksvolle Weise, wie eng Nachhaltigkeit und Demokratie miteinander verknüpft sind: Wer den ländlichen Raum zukunftsfähig gestalten will, muss ökologische Verantwortung mit aktiver Bürger*innenbeteiligung verbinden.
Die Teilnehmenden nahmen aus dem Besuch der Andreas Hermes Akademie mit, wie Bildung gezielt als Werkzeug zur Stärkung ländlicher Räume, zur Förderung demokratischer Teilhabe und zur Aktivierung junger Menschen eingesetzt werden kann. Besonders inspirierend war der strategische Zugang der AHA, soziale Innovation, Leadership und Zukunftsfragen in einem positiven Narrativ zu verbinden.


Demokratie spürbar erleben


Demokratie war nicht nur Inhalt, sondern auch gelebte Erfahrung dieser Reise: Eine Führung durch das Reichstagsgebäude vermittelte eindrücklich die historischen Brüche und Erfolge demokratischer Entwicklung in Deutschland. Ebenso inspirierend war der Besuch der East Side Gallery, wo künstlerische Auseinandersetzung mit Freiheit, Diktatur und Zukunftsfragen öffentlich sichtbar wird. Der Besuch des Denkmals für die ermordeten Juden Europas rundete das Programm in besonderer Weise ab.


Was bleibt?


Die Erasmus+ Mobilität bot wertvolle Einblick in neue Konzepte. Sie schärfte den Blick für europäische Gemeinsamkeiten, für innovative Bildungsformate und für die Verantwortung, die Bildungsarbeit im gesellschaftspolitischen Kontext trägt und dafür, dass Nachhaltigkeit eine Querschnittsmaterie ist. Für die Teilnehmenden war es eine inspirierende Erfahrung, die Wissen, Haltung und neue Ideen in die österreichischen Bildungshäuser zurückträgt.
Die ARGE BHÖ dankt dem VBLR und allen beteiligten Partnern für die tolle Zusammenarbeit – und freut sich auf die nächsten gemeinsamen Schritte für ein demokratisches, nachhaltiges Europa.

 

Weitere Links

Website des VBLR
Website der Andreas Hermes Akademie
Website der HVHS Seddiner See

 

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